Chronik der Schützengesellschaft Obing (gegr. 1872)

 

Trotz aller Bemühungen von seitens der Vorstandschaft, von alten Mitgliedern und des Chronisten ist es nicht mehr möglich, eine lückenlose Chronik zu schreiben, da die alten Vereinsbücher nicht mehr vorhanden sind.

Mit größter Wahrscheinlichkeit gehörten aber folgende Schützen zu den Gründungsmitgliedern: Sebastian König, früher auf dem ehemaligen Schererhof in Obing, Johann Schubeck, jetziges Siglreithmayr-Haus, Josef Römersberger, Sattlermeister, jetziges Sailer-Haus, Johann Schützinger, Schuhmacher, damals auf dem jetzigen Kaltnerhaus am Schloßberg, und Ernest Weber Glasermeister, ehemaliges Machl-Haus.

Diese Schützen oder auch einige mehr, die uns namentlich nicht bekannt sind, waren es, die im Jahre 1872 im Rechlschen Gasthaus (Zur Post) in Obing die Altzimmergewehrschützen-Gesellschaft Obing mit ihrem Fahnenspruch "Geb Aug und Hand fürs Vaterland" gründeten.

Wie uns aus alten Zeitungen (Traun-Alz-Salzachbote) aus den Jahren 1872 bis zur Jahrhundertwende bekannt ist, galten die Schützen als ein geselliges und kameradschaftliches Volk. Wegen der damaligen Geldknappheit hatten nur wenige zu dieser Zeit ein Veloziped (Fahrrad), und trotzdem beteiligte man sich in der näheren Umgebung bei Schießveranstaltungen und das nicht ohne Erfolg.

Eine sehr gute Freundschaft hatte man mit dem Nachbarschützenverein "Sebastiani Schützen Aindorf" aufgenommen, der 1883 gegründet wurde. Oft trafen sich die Schützen beider Vereine, um die sportliche und kameradschaftliche Verbundenheit zu pflegen; denn auch einige Obinger Schützen waren Mitglied in Aindorf, und deren Spruch war "Hui auf zum Schuß". Gute Platzierungen hatten unsere Schützen am 15. und 16. August 1887 beim Festschießen in Aindorf.

Einen ersten schriftlichen Beweis von einer kompletten Vorstandschaft fand man erst in den Statuten vom Jahre 1892, die wie folgt aussahen: 1. Schützenmeister Seb. König, 2. Schützenmeister Johann Westermeier, Kassier Alois Kufner Schriftführer Johann Schuhbeck.

Ein Höhepunkt in der noch jungen Vereinsgeschichte waren der 30. und 31. Juli 1893, denn man konnte eine neue Fahne weihen. Schwer hatten es die Obinger den geeigneten Paten zu finden, denn keiner der Nachbarvereine hatte eine Schützenfahne. Das gab den Aindorfer Schützen den Anstoß, eine Vereinsfahne anzuschaffen, und somit wurde das Problem der Obinger schnell gelöst.

Am 5. Juni 1893 zog der damalige 1. Schützenmeister Berger, Bader- und Bäckermeister, Fischer und Hausbesitzer, mit 20 Schützen nach Aindorf zum Patenbitten. Bei Auszongnen und an Dauch wurde das übliche Zeremoniell abgehalten, anschließend soll man dem Biergenuß gefrönt haben.

Nachdem die Sebastianischützen von Aindorf die Patenschaft angenommen hatten, konnte man das große Fest starten. Am Festtag um 8:30 Uhr wurde der Patenverein, der zu Fuß von Aindorf mit Fahne und 25 Schützen anmarschiert kam, beim Mödler mit einem "Hui auf" empfangen. Auch die Jungschützengesellschaft Obing, die bereits gegründet war, nahm an der Fahnenweihe teil. (Leider konnte man von der Gründung der Jungschützengesellschaft, außer dass dies im Jahre 1892 im Gasthof Baumgartner geschah, nichts in Erfahrung bringen.)

Ein feierlicher Augenblick muss es für alle und besonders für die Fahnenmutter Rosa Aumer gewesen sein, als sich die Fahne des Patenvereins senkte und hiermit das nachbarliche Band der Freundschaft geschlossen wurde. Um 13 Uhr fand dann im Obermairischen Garten das Festschießen statt. Theaterdirektor Josef Römersberger führte den Festzug, der von zwei Musikkapellen begleitet wurde, zum Schießstand. Treu blieb der „Göd“ bis zum Ende des Festes da, dies zeigt, wie lustig und schön es war.

Zum Gegenbesuch kamen die Obinger Schützen am 27. August 1893 als Pate nach Aindorf; denn ein altes Sprichwort sagt: Eine Ehr erfordert die andere." Trotz der niedrigen Temperatur, die an diesem Tag herrschte, fand das Fest großen Gefallen. Nach der kirchlichen Weihe der Fahne und nach dem Festmahl, das 1 Mark kostete, ging es zum Schießen. Aus 9 Meter Entfernung wurde auf Haupt-, Glück- und die Festscheibe geschossen. Eine seidene Fahne und 6 Mark erhielten C. Baumgartner, Obing, und Johann Schuhbeck für ihre jeweiligen 2. Plätze auf Haupt und Glück. Den 5. und 6. Platz belegte Herr Zeller und Herr Dr. Aumer von Obing.

Am 18. und 19. Juni 1904 feierten die Jungschützen ihre Fahnenweihe, und wie aus einem lnseratentext der Trostberger Zeitung zu entnehmen ist, stand folgendes auf dem Programm: Samstag, 18. Juni Empfang der ankommenden Vereine, abends Konzert und Gartenbeleuchtung.


Bei herrlichem Wetter stand die Altschützengesellschaft den Jungschützen Pate, was zeigte, dass die anfänglichen Reibereien zwischen den Vereinen ausgestanden waren. Es kam später sogar so weit, dass man sich zu einer Schützengesellschaft zusammenschloss. Von allen Richtungen kamen die Schützenbrüder heran, um das Fest mitzuerleben. Die Weihe und die Ansprache nahm H.H. Pfarrer J.B. Kufner von Mittergars vor. Er ging besonders auf die Abbildung des hl. Sebastians auf der neuen Fahne ein. Nach dem Gottesdienst bewegte sich der Festzug zur Festtribüne vor dem Oberschen Gasthaus. Die Kaufmannstochter Frl. Emma Kufner war Fahnenbraut. Sie eröffnete den weltlichen Akt mit einem Prolog und heftete das Band der Festjungfrauen an die neue Fahne. Das Band des Patenvereins übergab die Lehrerstochter Frl. Paula Kirchmayer, und Frl. Anna Häusler, Uhrmacherstochter überreichte das Band von den Jungschützen an den Patenverein. Die Fahnenmutter, Frau Mauerberger, deren Begleiterinnen Frau Manzinger und Frau Blank waren, heftete ein prachtvolles Band der Frauen von Obing an die geweihte Fahne. Zum Schluss trat der Schützenvorstand und Mitbegründer der Jungschützen, Herr Josef Grabmüller, an das Rednerpult und begrüßte sehr schwungvoll alle, die der Schützensache angehörten, und bedankte sich herzlich. Mit einen dreifachen Hoch auf den Protektor der bayer. Schützenvereine, seine kgl. Hoheit Prinzregent Luitpold, beendete der Vorstand seine Ansprache. Den ganzen Nachmittag über herrschte reges Leben in Obing. Ein Glückshafen war aufgestellt, dort fanden die Lose reißenden Absatz. Ein großes Lob galt den Jungschützen, die dieses Fest so herrlich und reibungslos gestalteten.

Im Jahre 1909 wurde Karl Kufner zum 1. und Franz Schmid zum 2. Schützenmeister gewählt, als Kassier fungierte Max Ober und das Amt des Schriftführers übernahm Ludwig Edtbauer. Mit dem Schützengruß "Gut Ziel" endete diese Wahl.

Im selben Jahr am 16. und 17. September hielt die Jungschützengesellschaft ihr 20jähriges Jubiläumsschießen, verbunden mit dem Hochzeitsschießen des Herbergsvaters Max Ober, ab. 38 Schützen beteiligten sich, und hier schnitten die Einheimischen besonders gut ab. Am Montag fand das Abschlusskränzchen statt, zu dem zahlreiche Ehrengäste kamen. Der Vorstand der Jungschützen, Karl Kufner, sprach Herbergsvater Max Ober, dem Patenverein Altschützen Obing, allen Spendern, dem Fest- und Siebenerausschuß und allen Besuchern seinen Dank aus.

Die Beteiligung am 29. und 30. Juni 1912 beim 25jährigen Jubiläumsschießen in Frabertsham war sehr groß und die gewonnenen Preise beachtlich.

Am 21. Juni 1914 stand die Obinger Schützengesellschaft den Schützen von Engelsberg Pate, wie auch am 25. Mai 1931 in Seeon.

Während des 1. Weltkrieges wurden die Schießabende fast gänzlich eingestellt, da die meisten Schützenbrüder zu den Fahnen gerufen wurden.

Als ein Pionier der Schützengesellschaft Obing galt Herr Josef Zimmermann, Spenglermeister von Obing. Er war es, der nach dem 1. und 2. Weltkrieg die Initiative ergriff und die Schützen aufrief, sich wieder an den Schießabenden zu beteiligen, was nicht leicht war, denn die Wunden des Krieges waren noch nicht vernarbt. Doch nach einiger Zeit nahm das Vereinsleben in der Gesellschaft wieder seinen geregelten Lauf. Schützenbruder Zimmermann zur Seite standen Philipp Haller von Pfaffing und Alois Bauer von Obing.

Im Jahr 1925 stifteten die Jungschützen Obing die heutige Schützenkette und legten somit den Grundstein, das Königsschießen auszutragen.


Dass diese schöne Schützenkette dem Verein erhalten blieb, ist ein Verdienst von Alois Freilinger, Obing, der diese Kette beim Einmarsch der Amerikaner in seinem Gemüsegarten in einer eigens angefertigten Blechkiste vergrub.

Die Schützenkette wurde bis 1956 nach der besten Ringzahl ausgeschossen. Ab 1957 wurde dieses Reglement abgewandelt; wer ab diesem Zeitpunkt den besten Tiefschuss (Teiler) macht, war für 1 Jahr Schützenkönig.

Unter der Führung von Josef Zimmermann als 1. Schützenmeister wurde nach dem 2. Weltkrieg wieder mit dem Schießen begonnen. Zum ersten Anfangsschießen am 9. Dezember 1950 kamen 33 Schützenbrüder beim Oberwirt zusammen, um diesen schönen Sport auszuüben. 1953 übernahm Georg Pulfer die Vereinsführung, die er bis 1957 innehatte. Für die kommenden 8 Jahre wurde beim "Weißbräu" Georg Huber zum 1. Schützenmeister gewählt. Zu einer kleinen Feier kam es anfangs der 60er Jahre, nachdem die Fahne neu renoviert worden war. Der damalige Schützenmeister Huber sammelte mit seiner Vorstandschaft die nötigen 800,- DM, die die Renovierung kostete.

1977 stiftete die Schützengesellschaft Obing eine Jungschützenkette mit fünf Talern.

Nachdem Bernhard Scholz 15 Jahre die Schützengesellschaft Obing geführt hatte, gab er sein Amt am 25. September 1979 bei der Generalversammlung im Gasthof Ober an Korbinian Hainz von Größenberg ab. Gleichzeitig wurde Schützenbruder Scholz zum Ehrenschützenmeister ernannt.

Der nächste Schritt galt, das flojährige Gründungsfest zu gestalten. Leider war es Bernhard Scholz nicht mehr vergönnt, seine Ideen in der Vollendung mitzuerleben. Schnell und unerwartet wurde er von dieser Welt und besonders von seinen so geliebten Schützenbrüdern am 21. August 1980 in die Ewigkeit abberufen. Die große Anteilnahme nicht nur der ganzen Gemeinde, sondern auch über deren Grenzen hinaus bezeugte, welche Wertschätzung Scholz genoss. Ein ehrendes Gedenken ist ihm gewiss.

Im Jahre 1982 feierte die Schützengesellschaft ihr ll0jähriges Gründungsfest. An diesem Festwochenende fand am Freitagabend der Schützenball im Bierzelt statt. Am Samstag wurde das Amt für die verstorbenen Vereinsmitglieder abgehalten. Anschließend wurde der Festabend im Bierzelt groß gefeiert. Für Stimmung sorgte die Jugendblaskapelle Obing. Am Sonntagvormittag wurde auf dem Sportplatz der Festgottesdienst zelebriert. Nachmittags fand dann der Festzug durch den Ort statt, an dem sich 37 Vereine beteiligten.

Im Jahr 1983 erhielten die Schützen einen neuen Schießstand im Keller des Anbaus vom Oberwirt. Die Einrichtung des Schießstandes wurde von den Schützen in Eigenleistung erstellt. Zur Einweihung wurde ein Standeröffnungsschießen mit 12 Nachbarvereinen mit insgesamt 321 Schützen abgehalten.


Am 7. Juli 1985 nahm die Schützengesellschaft Obing beim 100-jährigen Gründungsfest des Pittenharter Schützenvereins als Patenverein mit einer großen Abordnung und einer Musikkapelle teil. Im selben Jahr ließ der Verein die Schützenkette, die 60 Jahre alt wurde, renovieren. Dabei wurden auch die Taler neu umgehängt. Nach 6 Jahren Amtszeit übergab Korbinian Hainz sein Amt als Schützenmeister an Bernhard Scholz jun.

Das Jubiläumsschießen anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Schützenkette wurde in der Zeit vom 8. bis 13. März 1986 durchgeführt. Hierzu wurden die 6 Schützenvereine, die im Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft liegen, eingeladen. Gleichzeitig wurde der Wanderpokal der VG ausgeschossen. Im November 1986 feierte unser Vereinslokal, der "Oberwirt", sein 100-jähriges Bestehen.

Im Jahr 1987 wurde erstmals das Gästeschießen für die Obinger Urlauber organisiert. In der Zeit vom 25. bis 28. Oktober 1988 führte der Verein das 1. Obinger Dorfschießen durch. Dieses Schießen übertraf bei weitem unsere Erwartungen. Es haben sich 18 Mannschaften mit insgesamt 194 Schützen beteiligt. Die größte Überraschung war, dass die Frauengemeinschaft in der Mannschaftswertung und bei der Meistbeteiligung den 1. Platz belegte. Das Dorfschießen ist seither eine ständige Einrichtung.

Im Jahr 1989 ließen wir die Vereinsfahne von 1904 renovieren. Diese Fahne erstrahlt nun wieder in neuem Glanz.

 

Die Jungschützenkette gibt es seit 20 Jahren.

Beim Gauschießen 1990 gelang es erstmals in der Vereinsgeschichte, durch Hildegard Scholz die Würde des Gauschützenkönigs nach Obing zu holen.

Das Hauptereignis 1991 war das erstmals in der Vereinsgeschichte durchgeführte Gauschießen vom 7. - 17. November. 460 Schützen kämpften auf 17 elektrischen
 Zugständen um Ringe und Blattl.

Auch wurde in diesem Jahr eine Vereinssatzung beschlossen, und die Schützengesellschaft wird seitdem als eingetragener Verein geführt.

Während der Ferienzeit im Sommer wurde der vereinseigene Zimmerstutzen aus dem Vereinslokal Gasthof Ober gestohlen. Ein nicht mehr ersetzbarer Verlust.

Zum 100-jährigen Jubiläum der ersten Vereinsfahne wurde 1993 diese mit hohem Kostenaufwand renoviert und erstrahlt nun wieder in neuem Glanz. Die
 Schützengesellschaft Obing besitzt nun zwei neuwertige Vereinsfahnen.

Im Jahr 1993 gelang es wieder durch eine Schützin (Bernadette Obermeier), die Würde des Gauschützenkönigs nach Obing zu holen.

Die 1. Mannschaft im Rundenwettkampf schaffte erstmals den Aufstieg in die Gauklasse.

Schützengesellschaft Obing
 Die Vorstandschaft vom Jubiläumsjahr 1997:

Ehrenschützenmeister Korbinian Hainz
 1. Schützenmeister Albert Lamprecht
 2. Schützenmeister Hubert Hainz
 3. Schützenmeister Franz Westner
 1. Kassier Josef Breintner
 1. Schriftführer Karl Specht jun.

Chronist: Werner Schubert

 

 

Stand 19.10.2015: Kopiert von der Homepage der SG Obing und einfach formatiert.